Outdoorkleidung und fluorierte Schadstoffe

August 16th, 2015 by jakob Kommentar schreiben »

In diesem Text beziehen wir uns auf zwei Greenpeace Studien aus dem Jahr 2012 und 2013 zu Outdoorkleidung und fluorierte Schadstoffe:

„Chemie für Gipfelstürmer 2013“ und „Chemie für jedes Wetter 2012“

Warum dieser Artikel:

„Für Outdoor-Bekleidung wird oft mit unberührter Natur geworben. Doch von der Chemie in wind- und wetterfesten Textilien bleibt die Natur nicht unbelastet. Überall auf der Welt, von abgeschiedenen Gebirgsseen über das arktische Polareis bis in die Tiefsee, finden sich Spuren von perfluorierten und polyfluorierten Chemikalien (PFC), Schadstoffe mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Eigenschaften.“

Die Outdoorindustrie steht dadurch in der Kritik – Welche Chemikalien bei der Herstellung der Outdoor-Kleidung eingesetztwerden und welche Schadstoffe noch enthalten sind, sind oft für den Verbraucher nicht Erkennbar. PFC und andere Chemikalien können durch Produktions-und Haushaltsabwasser und beispielsweise durch die Entsorgung von Textilien in Trinkwasser und Lebensmittel gelangen.

„Zwei unabhängige Labore haben im Auftrag von Greenpeace zwischen Juni und September 2012 Funktionsjacken- und hosen untersucht. In allen 14 Proben wurden PFC3) gefunden. In fünf Produkten wurde die umwelt- und gesundheitsschädliche Perfluoroktansäure (PFOA) in erhöhten Konzentrationen festgestellt. In sechs Proben wurden außerdem Fluortelomeralkohole (FTOH) in hoher Konzentration gefunden.“

„Im Rahmen der internationalen Kampagne Detox („Entgiften“) fordert Greenpeace Textilhersteller auf, schädliche Produktionschemikalien durch ungefährliche Alternativen zu ersetzen. PFC gehören zu den elf prioritären Substanzgruppen1) auf der DetoxListe: Sie sind als reproduktionstoxisch und hormonell wirksam bekannt. “ (Greenpeace 2012)

 

 

Wie eine Outdoor-Jacke aufgebaut ist, und wo sie PFC enthält: aus dem Greenpeace-Report 2013:

outdoorjacke_pvc

 

 

  • „Zur Gruppe der polyfluorierten Chemikalien gehören vor allem die Fluortelomeralkohole (FTOH) und die Fluortelomeracrylate (FTA). Diese Chemikalien sind wichtige Ausgangsstoffe bei der Herstellung von fluorierten Polymeren, die zur Imprägnierung von Outdoor-Produkten eingesetzt werden. FTOH und FTA können als Rückstände in den fertigen Produkten zurückbleiben.“
  • „PFOA: Besonders bedenklich ist die Perfluoroktansäure (PFOA), weil sie nicht in der Umwelt abgebaut wird und sich im Menschen und in der Umwelt anreichert. Sie kann die Fortpflanzung schädigen, das Wachstum von Tumoren fördern und steht im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinflussen. Perfluoroktansäure (PFOA) ist seit 2013 auf der REACH-Liste für besonders besorgniserregende Stoffe. Ein EU-Grenzwert für PFOA existiert derzeit noch nicht, ist aber in Vorbereitung. (Greenpeace 2013)“
  • „Bekanntester Vertreter der Perfluorsulfonsäuren ist die Perfluoroktansulfonsäure (PFOS). PFOS ist persistent, bioakkumulierbar und toxisch (PBT). Im Tierversuch besitzt PFOS lebertoxische, krebserregende und reproduktionstoxische Eigenschaften. Außerdem kann PFOS das Hormonsystem beeinflussen. Seit 2009 fällt PFOS als besonders gefährliche Chemikalie unter die Stockholm-Konvention“

 

 

 

 

 

 

Untersucht wurden 2012: (die Ergebnisse zu den einzelnen Tests finden Sie im obigen Link)

greenpeace2012Im Dezember 2013 hat Greenpeace wieder getestet, diesmal mit dem Fokus auf flüchtigen (volatilen) PFC – da Studien zeigen, dass die Luft in Outdoor-Läden besonders stark PFC belastet ist.

„Die Ergebnisse der Materialuntersuchungen bestätigen die Befunde aus dem vorjährigen Greenpeace-Test. Trotz umweltverträglicherer Alternativen setzen die Outdoor-Firmen nach wie vor überwiegend PFC ein, um die Kleidung wasser- und schmutzabweisend zu machen. Dabei zeigt sich ein Branchen-Trend: Die besonders besorgniserregenden, langkettigen PFC-Verbindungen, deren Einsatz in Kürze reguliert werden soll, werden durch kürzerkettige PFC ersetzt. Aus Sicht von Greenpeace sind die kürzerkettigen Alternativen, die sogenannten C4- oder C6-PFC, keine Lösung. Denn auch sie sind langlebig und lassen sich nicht zurückholen. Zudem versickern sie besonders leicht ins Grundwasser und lassen sich auch mit modernsten Technologien nicht herausfiltern. “ (Greenpeace 2013)

Untersucht wurden 2013: (die Ergebnisse zu den einzelnen Tests finden sie im obigen Link)

studie_2013

Ergebnisse:

  • PFOA:

„15 von 17 Produkten (88 Prozent) enthalten PFOA. Bei jedem dritten Produkt lagen die Konzentrationen über 1 μg/m2 . Besonders hohe Konzentrationen fi nden sich in der in China erworbenen Jacke von Jack Wolfskin (6,3 μg/m2 ) und in der Daunenjacke von Schöffel (6,2 μg/m2 ). Auffällige Werte (über 1 μg/m2 ) sind auch in Jacken von Kaikkialla und Seven Summits und in den Handschuhen von Mammut zu fi nden. Da die Jacke von Kaikkialla laut Hersteller eine PFC-freie Membran und Beschichtung hat, sollte sie eigentlich keine Perfluorcarbonsäuren enthalten. Hier muss der Hersteller den Produktionsprozess genauer kontrollieren.

Häufig nachgewiesen wurde auch die kürzerkettige Perfluorhexansäure (PFHxA), und zwar in 82 Prozent der Produkte. Die Konzentrationen liegen etwas höher als bei der Perfluoroktansäure, nämlich zwischen 0,1 und 11,4 μg/m2 .“ (Greenpeace 2013)

  • Polyfluorierte Chemikalien:

„Verglichen mit dem Greenpeace-Test 2012 wurden 2013 in mehr Produkten FTOH und FTA nachgewiesen. Die Konzentrationen waren insgesamt 2013 im Schnitt sogar etwas höher. Vor allem beim 6:2 FTOH zeigt sich ein deutlicher Anstieg. 16 von 17 untersuchten Produkten (94 Prozent) sind deutlich mit Fluortelomeralkoholen belastet. Die Werte liegen zwischen 48,9 und 2091 μg/m2 – die FTOH-Konzentrationen sind also durchweg deutlich höher als die von Perfluorcarbonsäuren. Einziges Produkt ohne polyfluorierte Chemikalien ist die als „PTFE-frei“ deklarierte Jacke von Kaikkialla. Das Produkt enthält jedoch andere PFC. Die Daunenjacke von Schöffel, die GORETEX-Jacke von Salewa und die GORE-TEXHandschuhe von The North Face schneiden besonders schlecht ab. Sie enthalten in der Summe mehr als 1000 μg/m2 . Die beiden GORE-TEX-Jacken von The North Face liegen nur knapp darunter.“ (Greenpeace 2013)

 

Reaktionen:

Vaude hat im Jahr 2012 mit einem Statement auf die Greenpeace-Detox Kampagne reagiert: Bis Ende 2014 möchte Vaude auf PFOA in ihren Produkten verzichten. Weitere Hersteller haben sich dem angeschlossen bis 2020 auf PFC zu verzichten, Schöffel äußert sich dazu folgendermaßen: „Ab Sommer 2016 werden wir bereits erste Produkte ganz ohne PFC anbieten können. Die gesamte Umstellung benötigt jedoch noch Zeit, da die Verfügbarkeit von PFC-freien Materialien mit entsprechender wasserabweisender- und schmutzabweisender Funktion noch nicht ausreichend gesichert ist.“

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