Ökotex 100

Mai 2nd, 2014

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Übersicht

Der Öko-Tex® Standards 100 versucht, den vielfältigen Qualitätsanforderungen der Verbraucher an moderne Textilprodukte gerecht zu werden und legt vor allem Wert auf schadstofffreie Textilien. Unserer Meinung nach weisen die Vorgaben von Öko-Tex 100 (Textiles Vertrauen) einige lückenhafte Vorgaben auf: Das Siegel Textiles Vertrauen bezieht sich nur auf den Öko-Tex 100, soziale Aspekte werden bei dieser Beurteilung nicht berücksichtigt. Die Unterscheidung zwischen Öko-Tex 100 und Öko-Tex 1000 ist somit für Verbraucher irreführend. Doch auch in ökologischer hinsicht weißt der Öko-Tex 100 einige sehr schwache Kontrollkriterien auf. Beispielsweise sind nur krebserregende und allergisierende Farbstoffe komplett ausgeschlossen, für andere gesundheitlich bedenkliche Stoffe liegen jedoch nur Grenzwerte vor. Davon ist selbst Babykleidung nicht ausgeschlossen. Weiter werden keine Angaben zu dem Anteil an Bio-Baumwolle gemacht, beziehungsweise wird dies von den Produzenten gar nicht gefordert. Somit ist auch die Verarbeitung genmanipulierter Baumwolle nicht ausgeschlossen. Wer durch den Kauf von Öko-Tex 1000 Produkten sichergehen will, sozialverträgliche Kleidung zu kaufen, kann sich bei diesem Siegel nicht sicher sein, dass existenzsichernde Löhne gezahlt wurden. Im gesamten, Empfinden wir die Auflagen als nicht streng genug. Viele konventionelle Hersteller können sich dieses Siegel zu eigen machen und somit „Greenwashing“ betreiben.

Ziele

Das Prüf- und Zertifizierungssystem des Öko-Tex® Standards 100 versucht, den vielfältigen Qualitätsanforderungen der Verbraucher an moderne Textilprodukte gerecht zu werden und dabei gleichzeitig die komplexen Produktionsbedingungen in der Textilindustrie zu berücksichtigen. Globale Organisation, starke internationale Arbeitsteilung und unterschiedliche Mentalitäten im Hinblick auf die Verwendung möglicher Problemstoffe sind Gründe für diese bestehende Komplexität. Die Zertifizierung des Öko-Tex Standard 100 soll die Herstellung humanökologisch unbedenklicher Textilprodukte aller Art sichern und so eine verlässliche Produktauszeichnung für Verbraucher sein. Zudem will Öko-Tex 100 die Lieferbeziehungen für Hersteller und Händler, die ihren Kunden gesundheitlich einwandfreie Textilprodukte bieten möchten, erleichtern und beschleunigen. Die soziale Dimension innerhalb der Produktionskette wurde in das erweiternde Betriebsstätten-Label Öko-Tex 1000 aufgenommen. Dieses enthält Kriterien zu allen ILO-Kernarbeitsnormen und geht in Teilen sogar darüber hinaus. Sowohl der Öko-Tex Standard 100 als auch der Öko-Tex Standard 1000 sind normative Dokumente, die von der „Internationalen Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textil-Ökologie“ (Öko-Tex) herausgegeben werden. Die Institute, die dieser Gemeinschaft angehören, sind im Anhang des Öko-Tex 100 Standards aufgelistet.

Entstehungsgeschichte

Der Öko-Tex Standard 100 wurde zu Beginn der 1990er Jahre als Reaktion auf das Bedürfnis von Verbrauchern nach gesundheitlich unbedenklichen Textilien entwickelt. Bis zu seiner Einführung gab es für Verbraucher kein verlässliches Produktlabel zur Beurteilung der humanökologischen Qualität von Textilien. Ebenso wenig existierte ein einheitlicher Sicherheitsmaßstab für die Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie, welcher eine praxisrelevante Bewertung von möglichen Schadstoffen in Textilprodukten ermöglichte. Deshalb entwickelten das Österreichische Textil-Forschungsinstitut (ÖTI) und das deutsche Forschungsinstitut Hohenstein auf der Grundlage ihrer damals bereits bestehenden Prüfnormen gemeinschaftlich den Öko-Tex Standard 100. Der große Erfolg dieses Standards führte Mitte der 90er Jahre zur Entwicklung des Öko-Tex Standard 1000, der in seinen Anforderungen strenger ist und u.a. auch soziale Kriterien und Arbeitsbedingungen mit einbezieht.

Struktur

Verantwortlich für die unabhängigen Schadstoffprüfungen nach Öko-Tex Standard 100 ist die internationale Öko-Tex Gemeinschaft, ein Zusammenschluss von 14 Textilforschungs- und Prüfinstituten in Europa und Japan, mit Vertretungen und Ansprechstellen in weltweit mehr als 40 Ländern.

Instrumente:

Öko-Tex nutzt verschiedene Standards als Instrumente, die hier kurz vorgestellt werden sollen:

Öko-Tex Standard 100: Weltweit einheitliches Prüf- und Zertifizierungssystem für textile Roh-, Zwischen- und Endprodukte aller Verarbeitungsstufen. Die Kriterien beziehen sich ausschließlich auf Produkteigenschaften. Ein Zertifikat gilt für die Dauer eines Jahres und kann beliebig oft verlängert werden.

Öko-Tex Standard 1000: Ergänzung zum produktbezogenen Öko-Tex Standard 100. Hier handelt es sich um ein Prüf-, Auditierungs- und Zertifizierungssystem für umweltfreundliche Betriebsstätten entlang der textilen Kette. Für diese Zertifizierung müssen die Unternehmen festgelegte Kriterien bezüglich ihres umweltverträglichen Herstellungsprozesses erfüllen. Sie müssen außerdem den Nachweis erbringen, dass mindestens 30 % der Gesamtproduktion bereits nach Öko-Tex Standard 100 zertifiziert sind. Kriterien sind u.a. der Ausschluss von umweltschädigenden Hilfsmitteln und Farbstoffen, Richtwerte für Abwasser- und Abluftreinigung, sparsamer Energieeinsatz, Lärm- und Staubvermeidung, Grundlagen des Umweltmanagement-Systems (Bezug auf ISO/andere relevante internationale Normen). Die sozialen Kriterien sind: Maßnahmen zur Sicherheit am Arbeitsplatz, Verzicht auf Kinderarbeit (Bezug auf ILO-Konvention), Diskriminierungsverbot, Verbot der Zwangsarbeit, Recht auf Gewerkschaftsbildung und Versammlungsfreiheit, Arbeitszeit und Entlohnung nach gesetzlichen Regelungen, Ausbildungsmaßnahmen zu umweltrelevanten Maßnahmen für Mitarbeiter Das Zertifikat gilt für drei Jahre und muss regelmäßig erneuert werden.

Öko-Tex 100plus Standard: Produktlabel, das Textil- und Bekleidungsherstellern die Möglichkeit gibt, sowohl die humanökologische Optimierung ihrer Produkte als auch ihre Anstrengungen im Bereich der Produktionsökologie gegenüber dem Verbraucher nachzuweisen. Unternehmen erhalten die Auszeichnung, wenn ihre hergestellten Artikel erfolgreich nach dem Öko-Tex Standard 100 zertifiziert sind und die gesamte Produktionskette – also alle an der Herstellung eines Artikels beteiligten Betriebsstätten – den Anforderungen des Öko-Tex Standard 1000 entspricht.

Kontrolle und Transparenz

Das Institut der Öko-Tex Gemeinschaft ist berechtigt, während der Laufzeit zwei stichprobenartige Kontrollprüfungen an den zertifizierten Produkten vorzunehmen. Die Prüfkosten gehen zu Lasten des Zeichennehmers. Wird hierbei eine Abweichung von den zugrundeliegenden Grenzwerten festgestellt, erfolgt zur Kontrolle eine Prüfung an einer weiteren Probe, deren Kosten ebenfalls zu Lasten des Zeichennehmers gehen. Werden hier wieder Abweichungen festgestellt, kann das Prüfinstitut die Berechtigung zur Auszeichnung der Ware mit der Oeko-Tex® Standard 100 Kennzeichnung mit sofortiger Wirkung widerrufen.

Kriterien

Bei Öko-Tex steht eindeutig die ökologische Dimension im Vordergrund, d.h. die Herstellung von humanökologisch und gesundheitlich unbedenklichen Textilien. Die soziale Dimension wurde in das Betriebsstätten-Label Öko-Tex 1000 aufgenommen. Dieses enthält Kriterien zu allen ILO-Kernarbeitsnormen und geht in Teilen sogar darüber hinaus.

Kinderarbeit

Der Öko-Tex Standard 1000 schreibt vor, dass Kinderarbeit für Kinder im schulpflichtigen Alter verboten ist; in jedem Falle für Kinder unter 15 Jahren. Damit greift der Standard die Forderungen der International Labour Organization (ILO) auf. Der Öko-Tex Standard 100 äußert sich hingegen nicht zum Gebrauch von Kinderarbeit.

Entlohnung

Der Öko-Tex Standard 1000 schreibt vor, dass Löhne, die für eine normale Arbeitswoche gezahlt werden, gesetzlichen und industriellen Normen entsprechen müssen und dies ohne disziplinarische Abzüge. Das Thema Bezahlung wird im Öko-Tex Standard 100 nicht thematisiert.

Soziale Absicherung

Keine Angaben.

Mitspracherechte im Unternehmen

Der Öko-Tex Standard 1000 erkennt das Recht an, Gewerkschaften zu gründen und ihnen beizutreten. In Regionen, in denen Gesetze dies verbieten, sollen freie Versammlungen und Verhandlungen ermöglicht werden. Das Thema Mitsprache im Unternehmen wird im Öko-Tex Standard 100 nicht zur Sprache gebracht.

Arbeitszeiten

Der Öko-Tex Standard 1000 fordert die Einhaltung des „gültigen Gesetzes“ zur Arbeitszeit. Das heißt, dass nicht mehr als 48 Stunden pro Woche gearbeitet werden darf und mindestens ein freier Tag innerhalb von sieben Tagen gewährleistet werden muss. Freiwillige Überstunden sollen mit einem Prämienlohnsystem bezahlt werden. Mehr als 12 Überstunden pro Woche sind nur dann erlaubt, wenn es eine Sonderregelung im Gesamtarbeitsvertrag gibt.

Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz

Der Öko-Tex 1000 Standard fordert, dass die nationalen Gesetzgebungen zum Schutz der Arbeitenden vor gefährlichen und gesundheitsschädlichen Kriterien eingehalten werden sollen.
Überschreiten die Schadstoffe einen gewissen Wert, soll den Arbeitern Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt werden. Im Standarddokument des Öko-Tex 100 gibt es keine Angaben zum Gesundheitsschutz der ArbeiterInnen.

Umweltfreundliche Produktion

Schadstoffprüfung: Öko-Tex 100 hat einen verbindlichen Prüfkatalog, der jedes Jahr dem „aktuellen Stand der Gesetzgebung und Forschung angepasst“ wird. Der Katalog umfasst:

  • gesetzlich verbotene Substanzen wie krebserregende Farbstoffe
  • gesetzlich reglementierte Stoffe wie Formaldehyd, Weichmacher, Schwermetalle oder Pentachlorphenol
  • nach derzeitigem Wissensstand gesundheitlich bedenkliche, jedoch noch nicht gesetzlich reglementierte oder verbotene Substanzen wie Pestizide, allergisierende Farbstoffe oder zinnorganische Verbindungen
  • Parameter wie Farbechtheiten und ein hautfreundlicher pH-Wert, die der Gesundheitsvorsorge des Verbrauchers dienen

Eine komplette Übersicht mit den Grenzwerten findet man hier. Die Testmethoden zur Schadstoffüberprüfung sind im „Öko-Tex 200 – Prüfverfahren“ festgeschrieben. Die Prüfverfahren orientieren sich teilweise an die von der ISO (International Organisation for Standardization) vorgegebenen Richtwerte.

Zum Ökologischer Anbau befinden sich keine konkreten Angaben in den Standarddokumenten. Das liegt daran, dass Öko-Tex Standard 100 ein weltweit einheitliches Prüf- und Zertifizierungssystem für textile Roh-, Zwischen- und Endprodukte aller Verarbeitungsstufen ist und sich die angewandten Kriterien ausschließlich auf Produkteigenschaften beziehen. Beim Öko-Tex Standard 1000 hingegen bezieht sich das Zertifizierungssystem entlang der textilen Kette.