Fair Trade (FLO)

Mai 3rd, 2014 by jakob Kommentar schreiben »

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Übersicht

Das Fair Trade (FLO) Siegel ist ein sehr bekanntes Siegel, das auf vielen Lebensmitteln und Kleidung zu finden ist. Die Überprüfung fairer Arbeitsbedingungen ist in der Produktion sehr hoch, die Kontrolle der fairen Bedingungen in der weiteren Verarbeitung ist jedoch unzureichend. Ein existenzsichernder Lohn (z.B. für NäherInnen) wird nicht gefordert.

Ziele

FLO verfolgt das Ziel der Armutsbekämpfung sowie der Unterstützung nachhaltiger Entwicklung. Der Faire Handel fördert insbesondere kleinbäuerliche Familien in den Ländern der Südhalbkugel, die durch das herkömmliche Wirtschaftssystem benachteiligt wurden. Durch gerechtere Handelsbeziehungen sollen die Lebensbedingungen der Menschen, die Binnenwirtschaft der einzelnen Staaten gestärkt und ungerechte Weltwirtschaftsstrukturen auf lange Sicht abgebaut werden.

Entstehungsgeschichte

Das Prinzip des fairen Handels existiert seit den 1950er Jahren. Im Jahr 1988 wurde mit der niederländischen Organisation „Max Havelaar“ der erste Aussteller von Arbeits- und Umweltstandards ins Leben gerufen. Innerhalb weniger Jahre kamen ähnliche Initiativen in ganz Europa und Nordamerika hinzu, unter anderem die Fairtrade Foundation, Transfair und Rättvisemärkt. Im Jahr 1997 formierte sich aus diesen unabhängig arbeitenden Label-Organisationen die Fairtrade Labelling Organisations International (FLO) als internationaler Dachverband.

Die unabhängige Zertifizierungsfirma „FLO-Cert“ entsprang einer Aufspaltung von FLO im Jahr 2004. Im Textilbereich ist FLO erst seit Ende 2007 tätig.

 

Struktur

Die Non Profit Multistakeholder Organisation (s. Glossar) FLO fasst als Dachverband 25 Mitgliederorganisationen sowie Händler und externe Experten zusammen.
Sowohl Produzentennetzwerke als auch Label Initiativen können FLO beitreten.

In Produzentennetzwerken (Producer Networks) schließen sich zertifizierte Produzentenorganisationen zusammen, die das Ziel eines ökologisch nachhaltigen wirtschaftlichen Wachstums verfolgen. Ihnen steht dabei ein Mitbestimmungsrecht in allen Entscheidungs-prozessen durch das jeweilige Netzwerk zu.

Die Labelling Initiativen (unter anderem Max Havelaar, TransFair, Fairtrade Foundation) stellen Lizenzen auf Endprodukte aus und fördern den fairen Handel.

In einer jährlichen Generalversammlung entscheiden alle Mitglieder des Verbandes über das Budget, die Aufnahme oder den Ausstoß von Mitgliedern und wählen den Vorstand.

Das leitende Gremium (Board of Directors) setzt sich zusammen durch:

  • 5 Repräsentanten der Labelling Initiatives (LI)
  • 4 Repräsentanten der Fairtrade Certified Producer Organizations
  • 2 Repräsentanten der Fairtrade Certified Traders
  • 2 externe Mitglieder des Gremiums

Das Gremium ist verantwortlich für Grundsatzfragen und die Verwaltung des Budgets. Weiterhin ernennt es die Mitglieder seiner Komitees. Hierunter fallen das „Standard Committee“ (Überwachung der ausgestellten Standards), das „Finance Committee“ (Überwachung der Finanzen und Fundraising) und das „Nomination Committee“ (Personalpolitik im Gremium).

 

Kontrolle und Transparenz

FLO vertritt den Anspruch, innerhalb des gesamten Produktionsablaufes die Ausführung der Anbau- und Herstellungsstandards zu kontrollieren.

FLO wendet aber keine Methoden zur unabhängigen, repräsentativen Kontrolle beim Herstellungsprozess an.

Wichtigstes Kontrollinstrument ist in allen Bereichen die Durchführung und Auswertung von Inspektionen nach einheitlichen Verfahren. Jedoch fehlen gerade auf dem Übergang von Herstellung zu Handel genaue Angaben über die Kriterien, nach denen Lizenzen an die teilnehmenden Unternehmen vergeben werden.

 

Kriterien

Kinderarbeit

FLO bezieht sich in seinem generischen Standard auf die Konventionen der ILO (International Labor Organization). Folgende Prinzipien müssen respektiert werden:

Kinder dürfen nur dann arbeiten, wenn sie außerdem am Schulunterricht teilnehmen können.
Die von Kindern verrichtete Arbeit darf weder ihre soziale, körperliche oder schulische Entwicklung beeinflussen.
Arbeit im familiären Umfeld fällt nicht unter die Kategorie Kinderarbeit, solange der Schulbesuch garantiert ist.

Rekrutierung von Kindern unter 15 Jahren ist untersagt.
Unternehmen werden dazu angehalten, Programme zu fördern, in denen Kinder Schulbildung erhalten, bis sie das arbeitsfähige Alter erreicht haben.
Jugendliche unter 18 Jahren sollten weder nachts noch unter gefährlichen Umständen arbeiten.
Die Arbeitszeit soll sich an einem „vernünftigen Höchstmaß“ ausrichten.

 

Entlohnung

Die Bezahlung der Arbeiter richtet sich entweder nach dem regionalen Durchschnittslohn, dem ausgehandelten Tarifvertrag oder dem gesetzlichen Mindestlohn für die Branche, abhängig davon, welches dieser Maßstäbe für die Arbeiter am vorteilhaftesten ist.

FLO fordert seine Produzenten dazu auf, sich langfristig an einem existenzsichernden Lohn („living wage“) zu orientieren, welcher im ETI-Base Code („Ethical Trade Initiative“) vorgeschrieben ist.

FLO orientiert sich bzgl. geschlechterneutraler Bezahlung an den Konventionen der ILO (International Labor Organization). Die Bezahlung soll regelmäßig und in legaler Weise erfolgen und außerdem dokumentiert werden. FLOs Baumwoll-Standard fügt hinzu, dass Gehälter den Arbeiterinnen selbst und nicht dem Ehemann ausgezahlt werden müssen.

 

Soziale Absicherung

Eine angemessene Reglementierung für Krankheitsfälle und Mutterschaftsurlaub wird nach und nach eingeführt, ebenso wie die Garantie rechtsverbindlicher Arbeitsverträge für alle Arbeiter.

Mitspracherechte im Unternehmen

Produzenten und Dachverbände (falls vorhanden) müssen in ihrer Struktur die direkte Beteiligung der Arbeiter sowie die Transparenz von unternehmerischen Entscheidungsprozessen garantieren. Eine effiziente Unternehmenskontrolle der Arbeiter wird in der Generalversammlung ausgeübt, die über das leitende Gremium (Board of Directors) mit der jeweiligen Organisationsleitung kommuniziert. Die Generalversammlung ist das Hauptentscheidungsorgan. Jahresbericht, Firmenhaushalt, langfristige Planungen und Geschäftsbücher müssen ihm vorgelegt und von ihm geprüft werden. Alle Mitarbeiter haben gleiches Stimmrecht und sind dazu aufgefordert, an innerbetrieblichen Entscheidungsprozessen mitzuwirken. Die Generalversammlung entscheidet insbesondere über die Verwendung der Fairtrade-Prämien, die für die soziale, wirtschaftliche und ökonomisch-nachhaltige Investitionen der Organisation oder deren Mitglieder verwendet werden können. Arbeiter werden dazu ermutigt, sich in demokratischen Verbänden zu organisieren, um auf dieser Basis Tarifverhandlungen durchzuführen.

Arbeitszeiten

Arbeitszeiten müssen vertraglich festgelegt und mit industriellen Standards sowie dem jeweils geltenden Arbeitsrecht vereinbar sein.

Die ILO-Standards von 48 Wochenarbeitsstunden und maximal 12 freiwilligen, bezahlten Überstunden werden als angemessene Arbeitszeiten angesehen.

Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz

FLO erfordert umfassende Gesundheits- und Sicherheitsstandards bei den teilnehmenden Produzenten. Hierunter fallen unter anderem die Bereitstellung einer vollständigen Erste-Hilfe-Ausstattung, der Zugang zu sanitären Anlagen und die Ernennung eines Arbeitervertreters für Gesundheits- und Sicherheitsanliegen. Arbeiter, die potentiell gesundheitsschädliche Tätigkeiten ausführen, müssen entsprechend ausgebildet, über die entsprechenden Risiken informiert und mit ausreichendem Schutzmaterial ausgestattet sein.

Umweltfreundliche Produktion

Die Produzentenorganisationen garantieren, dass ihre Mitglieder Umweltschutz in die Verwaltung ihrer Produktionsstätte integrieren. Dabei soll das Ziel eines nachhaltigen Ausgleichs zwischen Profiterwirtschaftung und Umweltschutz durch den Einsatz verschiedener Anbau- und Produktionstechniken ermöglicht werden.

Von den Produzenten und den Rohstoffzulieferern werden insbesondere gefordert:

  • Die Minimierung des Energieverbrauches, insbesondere nicht erneuerbarer Energien
  • Die kontinuierliche Reduktion von Chemikalien im Anbau
  • Das Recyceln sowie eine adäquate Entsorgung von Abfällen
  • Die Erhaltung der Struktur und der Fruchtbarkeit des Bodens
  • Die Vermeidung des Einsatzes von Feuer zum Nachteil des ökologischen Systems.
  • Der vollständige Verzicht auf gentechnisch veränderte Organismen (OVG)

Die Organisation ist zur ständigen Kontrolle und Evaluierung der Aktivitäten ihrer Mitglieder aufgerufen.

Quelle

http://www.transfair.org

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